Aktuelles2025
Aktuelles 2025
20. Stuttgarter Sportgespräch am 10. November 2025
„Gamechanger“
Auf Einladung der Kanzlei Wüterich & Breucker und des Vereins Stuttgarter Sportgespräch fanden am 10. November 2025 wieder einmal viele Menschen den Weg in das Eventcenter der SpardaWelt am Stuttgarter Hauptbahnhof, waren doch die Namen der geladenen Gäste äußerst vielversprechend: Verena Bentele, Kristina Vogel, Jens Weisflog und Markus Wasmeier. Die ehemaligen Top-Athletinnen und -Athleten auf dem Podium plauderten eloquent, unterhaltsam, schlagfertig und amüsant aus dem „Nähkästchen“. Sie erzählten wissenswerte Details zu ihrer jeweiligen Sportart, übertrafen sich aber auch mit Anekdoten aus ihrer langjährigen Sportlerkarriere. Laut Stuttgarter Zeitung war es …“das kurzweiligste Stuttgarter Sportgespräch, das es je gab“. Am Ende gab es stehende Ovationen, und die Teilnehmer wären nicht böse gewesen, wenn der wie immer souverän agierende Jens Zimmermann die mehrfachen Olympiamedaillengewinner zu weiteren Stories ermutigt hätte. Zu Beginn führte Dr. Christoph Wüterich in das Thema ein: Sowohl neue Techniken wie z. B. der Fosbury-Flop, innovative Trainer, vor allem aber die Athletinnen und Athleten selbst verschieben Grenzen und werden zu Gamechangern in ihrer Sportart. Im Anschluss gab sich Prof. Dr. Udo Steiner, Bundesverfassungsrichter a. D. und gern gesehener Gast, mit einem kurzen Impuls die Ehre. Das Stuttgarter Sportgespräch, seit 2007 veranstaltet, ist von Anfang an eine Institution, da die Veranstalter stets Themen aufgreifen, die sportlich, aber auch gesellschaftlich relevant sind. Die Wahl des Themas für die Jubiläumsveranstaltung trifft nicht nur auf die vier Persönlichkeiten, die den Abend zu einem Erlebnis gemacht hatten, zu, sondern auch auf das Stuttgarter Sportgespräch selbst – es ist ein „Gamechanger“.
Oktober 2025
Symposium in Berlin vom 30. Sept. bis 2. Okt. 2025
"Das Gedächtnis des Sports stärken - den sporthistorischen Diskurs fördern"
Zu Gast in den Räumlichkeiten des Landessportbunds Berlin
Das Symposium befasste sich mit der Frage, wie weit wir in Deutschland bei der Bewahrung unserer Sportüberlieferung als Basis für die sporthistorische Forschung und als Voraussetzung für eine vielgestaltige wie attraktive Bildungsarbeit vorangekommen sind. Im Mittelpunkt standen die große Bandbreite, die Fortschritte und Hemmnisse sowie die Aufgaben und Herausforderungen unserer Sport-Museums-, -Archivs, -Sammlungs- und -Bibliothekslandschaft heute.
Der interdisziplinäre Erfahrungsaustausch zu diesem vielfältigen Spektrum der Vermittlungsarbeit war dabei ein zentrales Thema. Welchen Beitrag können wir leisten, um die Aneignung faktenbasierten Wissens, eine differenzierte Rezeption der Sportgeschichte unter Berücksichtigung von Meinungsvielfalt, Diversität und Inklusion zu ermöglichen und einen breiten offenen Diskurs zu fördern? Wie nutzen wir dabei Potentiale der Digitalisierung und KI? Wie gelingt es uns, die Akteure des Sports, vor allem Sportverbände und Vereine und die Sportlerinnen und Sportler stärker einzubeziehen?
Eine ausgezeichnete Auswahl der Referenten mit durchweg anspruchsvoller fachlicher Themenauswahl und einem rundum gelungenen Tagungprogramm bestimmten die Tage in Berlin. Vom Sportarchiv im Landesarchiv nahm Markus Friedrich am Symposium teil, das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg wurde von Geschäftsführerin Heike Felchle vertreten.
September 2025
Das Institut trauert um Kurt Hochstuhl
In der Nacht vom 31.8. auf 01.09.2025 verstarb plötzlich und unerwartet Dr. Kurt Hochstuhl im Alter von 71 Jahren.
Seit 2001 war er als Beisitzer für den Badischen Sportbund Freiburg im Vorstand des Instituts für Sportgeschichte vertreten, bei der Mitgliederversammlung 2023 wurde er noch in diesem Amt bestätigt. Als Leiter des Staatsarchivs in Freiburg (bis 2019), als Referent bei Symposien und auch als Bewahrer von sporthistorischen Raritäten in Südbaden überzeugte er mit großer Expertise. Seine zahlreichen Ehrenämter im Sport wie z. B. beim TSV Sandweier und als Präsident des Handball-Verbandes in Südbaden sowie sein politisches Engagement als Ortschaftsrat in Sandweier und Stadtrat in Baden-Baden zeugen von tiefem Interesse an den Menschen in seiner Region. Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.
Lebenswerk von Kunstturner und Kampfrichter Walter Freivogel im Hauptstaatsarchiv Stuttgart archiviert
von Ralf Kiefer
Das sportliche Leben des Kunstturners und international anerkannten Kampfrichters Walter Freivogel (1919-2010) aus Keltern-Dietlingen steht neuerdings im Hauptstaatsarchiv Stuttgart der Nachwelt zur Verfügung. Freivogel machte sich vor allem als internationaler Spitzenkampfrichter, unter anderem als Bundeskampfrichter-Obmann des Deutschen Turner-Bundes, im Turnsport einen Namen und wurde aufgrund seiner ehrenamtlichen Tätigkeit neben dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland mit vielen weiteren Ehrungen ausgezeichnet. Neben Einsätzen auf unzähligen regionalen Wettkämpfen war Freivogels Sachverstand auf Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften sowie fünf Olympischen Spielen gefragt.
„Dass sein Lebenswerk im Sportarchiv für Interessierte öffentlich gemacht wird war mir eine Herzenssache“ sagt Wolfgang Eitel, Erster Vorsitzender des Institutes für Sportgeschichte Baden-Württemberg e. V. (IfSG) in Maulbronn, das eng mit dem im Hauptstaatsarchiv Stuttgart angesiedelten Sportarchiv zusammenarbeitet. Eitel war es auch, der die Initiative ergriff, den turnerischen Nachlass von Walter Freivogel zu archivieren. „Die Idee ist schon bei Besuchen zu Lebzeiten bei Walter Freivogel entstanden, bei denen auch schon Rainer Brechtken, ehemaliger Präsident des Schwäbischen und Deutschen Turner-Bundes, mit in Dietlingen zu Gast war“ beginnt Eitel zu resümieren. Er gerät ins Schwärmen: „Wenn man bei Walter eingeladen war erzählte er immer leidenschaftlich von seinen Tätigkeiten, vor allem seinen Kampfrichtereinsätzen bei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen“ führt Eitel aus. Dabei kannte Eitel Freivogel schon von Kindesbeinen an: „Schon als jugendlicher Turner habe ich Walter in Pforzheim kennen und schätzen gelernt und er hat mich bei meinen Wettkämpfen schon unter die Lupe genommen und bewertet“ blickt er dankbar zurück. Freivogel hatte seine zahlreichen Erinnerungsstücke seiner turnerischen Karriere in seinem Keller neben seiner heißgeliebten Modelleisenbahn sowie in seiner Garage gesammelt. Alte Satzungen, Urkunden, Sitzungsprotokolle, Anstecknadeln, Kleidungsstücke, Poster, Rundschreiben, Nachrufe, Presseberichte, Zeitschriften und Vieles mehr zierten sein „kleines persönliches Museum“.
Nach dem Tod von Walter Freivogel galt es nun sein turnerisches Vermächtnis mit historischer Bedeutung zu sichern. Für diese Aufgabe zeigte sich Archivar Markus Friedrich vom Sportarchiv verantwortlich. „Wir haben aus zwölf laufenden Metern Material letztendlich sechs Meter historisch wichtige Dokumente geordnet und sortiert in das Archiv aufgenommen“ resümiert er über seine Arbeit. Welcher enorme Aufwand aber dahinter steckt lässt sich schwer erahnen. Der gesamte Bestand wurde unbewertet übernommen, was bedeutet, dass sämtliche Unterlagen geordnet und erschlossen werden mussten. „Das sind auch viele Einzelblattbewertungen notwendig gewesen, wie es oftmals der Fall ist, wenn Nachlässe nicht schon vorsortiert sind“ erläutert Friedrich. „Aber dafür sind die Archivare da, um diese Dokumente sortiert für interessierte Personen zur Verfügung zu stellen“ führt er weiter leicht schmunzelnd aus. Gerne werden solche Dokumente für Ausstellungen oder Festschriften, die für Verbands- oder Vereinsjubiläen konzipiert werden, genutzt.
In einem auch online einsehbaren Findbuch sortiert kann nun jeder Interessierte thematisch recherchieren, welche Materialien aus den Jahren 1893 – 2011 aus dem Archiv benötigt werden. Untergliedert und sortiert nach folgenden Themen: Korrespondenz, Internationale Turnorganisationen, Deutscher Turner-Bund, Badischer Turner-Bund, Wettkämpfe, Kampfrichterwesen, Turnbetrieb, Urkunden und Plakate, Publikationen, Dokumentationsmaterial und Fotos. Details können dann persönlich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gesichtet werden.
Somit hat das Lebenswerk von Walter Freivogel seinen Platz neben vielen weiteren archivierten Sammlungen von Privatpersonen, Vereinen und Verbänden gefunden.
August 2025
IfSG präsentiert sich mit neuer Webseite
Nach über zwölf Jahren im Einsatz war es an der Zeit, den Webauftritt des Instituts für Sportgeschichte (IfSG) umfassend zu überarbeiten und zu aktualisieren. Gemeinsam mit dem Sportarchiv im Landesarchiv Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) wurde die Webseite inhaltlich neu gestaltet. Die technische Umsetzung lag wieder bei der Firma archium, die bereits die Vorgängerseite konzipiert hatte. Seit 15. August präsentieren sich IfSG und Sportarchiv übersichtlicher und in zeitgemäßerer Form.
Es wurden jedoch nicht nur kosmetische Arbeiten durchgeführt, sondern zwei wesentliche Neuerungen betreffen die Präsentation von sowie den Zugang zu sporthistorischen Quellen: Über eine sogenannte "Lokale Sicht" - ein eigenständiger Online-Katalog - kann nun direkt im Bibliotheksbestand des Sportarchivs recherchiert werden. Dadurch hat man direkt einen Überblick über die in Stuttgart vorhandenen Bücher des Sportarchivs. Aber auch die Übersicht der bisher erarbeiteten Vereins- und Verbandsarchive sowie Nachlässe wurde neu gestaltet. Über eine Karte Baden-Württembergs kann nun gezielt nach Archivbeständen recherchiert werden. Auch die Listenansicht der Findbücher wurde übersichtlicher gestaltet, so dass man nach Ort, Laufzeit und Autor recherchieren kann.
Alte Einträge der Vorgängerwebseite sind im Bereich "Chronik 2012-2024" dokumentiert und zeigen, was das Institut in den vergangenen Jahren im Bereich der sporthistorischen Überliefersbildung geleistet hat. Mit dem neuen Webauftritt ist das 2-Säulen-Modell aus IfSG und Sportarchiv fit für die Zukunft.
Neue Satzung eingetragen
Die Mitgliederversammlung des Instituts hat am 7. Mai 2025 mehrere wichtige Beschlüsse gefasst. Nach intensiver Vorberatung im Vorstand wurde einstimmig die Neufassung der Satzung beschlossen. Neu im geschäftsführenden Vorstand ist Heike Himmelsbach-Ihli vom Badischen Fußballverband. Sie löst die bisherige stv. Vorsitzende MdL Stefanie Seemann ab, die in den Vorstand wechselte. Sowohl die Neufassung als auch der Wechsel bei der stv. Vorsitzenden sind jetzt im Vereinsregister beim Amtsgericht Mannheim eingetragen.
Institut begrüßt neue Mitglieder
Der Sportkreis Heidelberg e.V. ist als Mitglied dem Institut beigetreten. Vorsitzender Wolfgang Eitel begrüßt dieses sehr, denn damit wird auch im nordbadischen Landesteil die Präsenz der Sportgeschichte wirksam. Ebenfalls, und zwar kraft Amtes, ist die neue stv. Vorsitzende Heike Himmelsbach-Ihli jetzt persönliches Mitglied.
Juli 2025
Findbuchübergabe bei der Freiburger Turnerschaft

Tatsächlich sind ca. 20 Millionen Euro in die Modernisierung des Sportparks der Freiburger Turnerschaft (FT) geflossen. Beim Festakt zur Fertigstellung des Mammutprojekts am 24. Juli 2025 konnte man anhand der Schilderungen von verschiedenen Beteiligten und bei der Besichtigung die Bedeutung und die Möglichkeiten des Sportvereins in seiner neuen, veränderten Umgebung ermessen. Was lag näher, als die Geschichte dazu während dieses Veränderungsprozesses einer sicheren Lagerung zuzuführen?
Schlechthin der Traditionsclub in der Stadt, ist er auch sporthistorisch ein Schwergewicht. Ein sehr gut sortierter Bestand mit wertvollen Überlieferungen bot sich Markus Friedrich (Sportarchiv im Landesarchiv), Martin Ehlers und Heike Felchle (IfSG) bei der ersten Begutachtung und Bewertung. Die Unterlagen, beginnend ab 1889, galt es zu sichern und zu archivieren. Von Heike Felchle bearbeitet, wurden die schriftlichen Zeugnisse letztendlich dem Stadtarchiv Freiburg übergeben. Die Geschichte des Vereins wird, verfügbar für alle, Vereinsmitglieder, Geschichtsinteressierte, Forschende, bewahrt. Die Übergabe des Findbuchs erfolgte als einer der ersten Programmpunkte bei der feierlichen Eröffnung des erneuerten Sportparks durch den Leiter des Stadtarchivs Freiburg Dr. Florian Hoffmann, Heike Felchle vom IfSG, dem Präsidenten der Freiburger Turnerschaft Klaus Müller und dem Vorstandsvorsitzenden Detlef Frankenberger.
Juni 2025
„FREI SCHWIMMEN Gemeinsam?!“ Führung durch die Sonderausstellung im Haus der Geschichte

Auf Einladung des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) wurde den Vorstandsmitgliedern des Instituts für Sportgeschichte am 26.06.2025 die Möglichkeit geboten, an einer Führung durch die Sonderausstellung „FREI SCHWIMMEN Gemeinsam?!“ teilzunehmen. Dankeschön an den WLSB!
Im Haus der Geschichte in Stuttgart kann man herausfinden, was es mit dem Schwimmen so alles auf sich hat: Wer darf mit wem baden gehen? Dürfen alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Religion, Herkunft und sozialem Status gemeinsam in ein Becken steigen? Wo wird gebadet? Welche Bademode trug Mann oder Frau? Jede Menge anderer Aspekte und Fakten zum Schwimmen lassen sich in der Ausstellung begutachten. Nur über die reine Sportart Schwimmen etwas auszusagen, würde der hier gezeigten Fülle an Themen nicht gerecht.
Die Ausstellung kann noch bis 14.09.2025 besucht werden. Im August ist der Eintritt in alle Ausstellungen im Haus der Geschichte kostenfrei.
Mai 2025
Mitgliederversammlung 2025 des Instituts für Sportgeschichte
Am 7. Mai fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Instituts für Sportgeschichte im Medienraum der Klosterinformation statt. Pünktlich um 17:30 Uhr startete die Sitzung mit den obligatorischen Tagesordnungspunkten. Daran anschließend waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zeugen der Erstaufführung eines verfilmten Interviews mit der mittlerweile 105-jährigen Edeltrude Schies, die höchstpersönlich – begleitet von Sohn und Großneffen – anwesend war und den Film sichtlich genoss. Lebendig erzählt die begeisterte Sportlerin, wie sie in den 1920er und 1930er Jahren in ihrem Verein, dem Turnerbund Bruchsal 1907, turnte und auch sonst so allerhand Sport trieb. Dabei sparte sie die Schwierigkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus nicht aus.
Das von Theresa Mammel und Helga Holz in Szene gesetzte Interview, unterlegt mit historischen Aufnahmen, zeigt einmal mehr, dass das Institut für Sportgeschichte seine Aufgabe nicht nur darin sieht, Gegenstände und Dokumente zu sammeln und zu archivieren, sondern eben auch Zeitzeugen zu befragen – als eine Methode der Zeitgeschichtsforschung – um historische Ereignisse und Erfahrungen zu verstehen. Der 1. Vorsitzende, Wolfgang Eitel, bedankte sich für die Teilnahme der Seniorin und ihrer Familie an der Mitgliederversammlung.

Die nun folgenden Berichte zu den Tätigkeiten im vergangenen Jahr und die geplanten Projekte im Jahr 2025 wurden wohlwollend zur Kenntnis genommen. W. Eitel erwähnte, ihm habe das erste Jahr in dieser Funktion viel Freude gemacht, und er habe zu allen Sportbünden Kontakt aufgenommen und gute Gespräche geführt. Die Hauptaufgabe in den vergangenen Monaten sei die Neufassung der Satzung gewesen, die sowohl inhaltliche als auch redaktionelle Änderungen vorsieht, womit die Anpassung an die aktuelle Rechtssprechung erfolgt sei.
Die Geschäftsführerin, Heike Felchle, berichtete u. a. über den Abschluss der Archivierung der Turnerschaft Freiburg, zudem sei wieder ein Workshop für Jubiläumsvereine und Vereinsarchive geplant. Zentral sei aber die Fertigstellung der neuen Homepage, die sie zusammen mit Markus Friedrich vom Landesarchiv in allernächster Zukunft abschließen wolle. Eine Wanderausstellung für Vereine wird als weiteres Projekt in diesem Jahr in Angriff genommen.
Dr. Lothar Wieser, als Vertreter des Institutsbeirats weist darauf hin, dass dieses Gremium „wiederbelebt“ werden solle, erste Ideen zur Aktivierung sollen Ende Mai bei einer Sitzung am Sportinstitut in Karlsruhe besprochen werden. Der im Herbst ans Stadtarchiv Mühlacker wechselnde Markus Friedrich als Vertreter des Landesarchivs legte über seine Arbeit ebenfalls Zeugnis ab. Auch für ihn hat die Fertigstellung der Homepage neben der Planung und Gestaltung der Wanderausstellung oberste Priorität.
In seinem Bericht wies der Schatzmeister, Andreas Felchle, auf die allseits gestiegenen Kosten hin, vor allem die Personalkosten. Er halte es für dringend erforderlich, weitere Spenden und Sponsorengelder einzuwerben und eine moderate Beitragserhöhung zu beschließen. Im Folgenden wurden sowohl der Antrag zur Beitragserhöhung als auch der Antrag zur Neufassung der Satzung einstimmig angenommen.

Die im Turnus von zwei Jahren nun anstehenden Neuwahlen bestätigten den 1. Vorsitzenden Wolfgang Eitel, daneben die stellvertretende Vorsitzende, Professorin Dr. Annette Hofmann. Neu hinzu kam Heike Himmelsbach-Ihli, die Stefanie Seemann (MdL) als zweite Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstands ablöste. Frau Seemann wird zukünftig im Gesamtvorstand wirken. Im Gesamtvorstand sind zudem Andreas Felchle (Schatzmeister), Helga Holz (Schriftführerin) und ein Vertreter des Institutsbeirats dabei, die einstimmig wiedergewählt wurden. Weitere Abgeordnete aus allen Fraktionen wie Prof. Dr. Erik Schweickert, Manuel Hailfinger, der für Christian Gehring hinzukommt, Klaus Ranger als Debütant beim IfSG, haben ihre Bereitschaft erklärt, dem Vorstand anzugehören. Dr. Andreas Hofmann (Uni Tübingen) und Kassenprüfer Alfred Schweizer, der mit Jürgen Zink einen kompetenten Partner bekommen hat, wurden ebenfalls einstimmig gewählt.
Bernd Kielburger wurde von W. Eitel aus dem Vorstand des IfSG verabschiedet, nicht ohne für seine langjährige Tätigkeit gewürdigt zu werden.
„Sportlerin aus Leidenschaft“ – Edeltrude Schies über den Bruchsaler Turnerbund 1907 in den 1920er und 1930er Jahren
Ein Filmprojekt des Instituts für Sportgeschichte
Bei der Recherche zum Thema „Sportvereine in Nordbaden und ihre jüdischen Mitglieder“ kam der Kontakt zunächst zu Herrn Jung (Bruchsal) und dann auch zu seiner Großtante, Frau Schies (Jahrgang 1919) zustande. Es bot sich die Gelegenheit, ein Zeitzeugeninterview mit Frau Schies zu machen, die sich in den Vorkriegs- und Kriegsjahren als begeisterte Akteurin im Turnerbund Bruchsal 1907 sportlich betätigte. Sie berichtet im Interview mit Helga Holz über ihr bewegtes Leben. Die Kamera führte Theresa Mammel aus Maulbronn-Schmie.

Sämtliche Rechte: IfSG
Anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung wurde der Film im Beisein von Frau Schies, ihrem Sohn sowie ihrem Großneffen vorgestellt. Der Beifall der Anwesenden war ihr sicher.
Ankündigung: "Workshop für Jubiläumsvereine und Vereinsarchive" 2025
April 2025
Gemeinsam für eine Stärkung der Erinnerungskultur des Sports
DOSB und DAGS vereinbaren sporthistorische Tagung
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte am 22. April zur Übergabe des Tagungsbands „Den Sport organisieren“ nach Frankfurt am Main eingeladen. Dort übergaben die Vertreter der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V. (DAGS) und des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. (IfSG) die Tagungsdokumentation an Thomas Weikert (Präsident) und Dr. h.c. Volker Bouffier (Vorstand für besondere Aufgaben).
Der Band dokumentiert die Ergebnisse eines 2023 durchgeführten sporthistorischen Symposiums, das die Geschichte des bürgerschaftlich organisierten Sports zum Gegenstand hatte. Dies war nach „Sicherung und Erschließung von Kulturgut des Sports“ (2007), „Sportgeschichte vernetzt“ (2013) und „Kunst – Sport – Literatur“ (2018) das vierte DAGS-Symposium, das durch das IfSG im Kloster Maulbronn ausgerichtet worden war.
Die Buchvorstellung wurde außerdem genutzt, um mögliche Formen einer stärkeren Kooperation zwischen DAGS und DOSB auszuloten. Der Spitzenverband des deutschen Sports betonte die Notwendigkeit einer nachhaltigen Stärkung der Erinnerungskultur des Sports. Hierzu vereinbarten DAGS und DOSB 2026 eine gemeinsame Veranstaltung zu organisieren, die der Vernetzung aller sportgeschichtlich interessierten Akteure dienen soll. Zudem ist der DOSB bereit, sporthistorische Projekte der DAGS auch finanziell zu fördern. Der konstruktive Austausch zwischen DAGS und DOSB zur Stärkung der Erinnerungskultur des Sports wird zeitnah fortgesetzt werden.
Ankündigung: 11. Tag der Regionalgeschichte zum Thema Vereinswesen am 21. September 2025 in Lahr-Reichenbach - Call for papers
Ankündigung: Mitgliederversammlung am 7. Mai 2025 in Maulbronn
Die diesjährige Mitgliederversammlung des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. findet am 7. Mai 2025 in Maulbronn statt. Beginn ist um 17:30 Uhr im Medienraum der Klosterinformation. Der letztes Jahr gewählte 1. Vorsitzende Wolfgang Eitel (Neuhausen, Enzkreis) wird wieder kandieren. Ebenfalls die stv. Vorsitzende Prof. Dr. Annette Hofmann (Filderstadt) und der langjährige Schatzmeister Andreas Felchle (Maulbronn). MdL Stefanie Seemann wird vom geschäftsführenden Vorstand in den Gesamtvorstand wechseln, dort wird sie zusammen mit ihren Landtagskollegen Prof. Dr. Erik Schweikert und Manuel Hailfinger, der für Christian Gehring nachrücken wird, den Kontakt in die Landespolitik halten.
Neben den Wahlen steht die Neufassung der Satzung auf der Tagesordnung. Sowohl inhaltliche und redaktionelle Änderungen als auch Anpassungen an die aktuelle Rechtssprechung sind geplant. Ebenfalls soll eine moderate Beitragserhöhung beschlossen werden. Nach elf Jahren sollen die Beiträge um durchschnittlich zehn Prozent angehoben werden.
Alle Mitglieder sind schriftlich eingeladen worden, Gäste sind herzlich willkommen. Weitere Informationen bei der Vereinsgeschäftsstelle, Tel. 07043/103-55 oder bei ifs@maulbronn.de.
März 2025
Neuerscheinung zur Geschichte des Skisports
In Anlehnung an den vom französischen Kulturwissenschaftler Pierre Nora geprägten Begriff „lieu de mémoire“ wird in diesem multidisziplinären Band ein breites Feld von „Orten der Erinnerung“ im organisierten Skisport untersucht.
Schwerpunkte sind traditionsreiche Skiwettbewerbe und Wintersportgebiete, verfallende und vergessene Schanzen („lost places“), Objekte aus dem Besitz der Stars des internationalen Sportbusiness, die in Museen gezeigt, von Liebhabern gesammelt und von Auktionshäusern versteigert werden. Dazu gehören überdies Orte der Geselligkeit, Medien und Biographien, und nicht zuletzt die nationalsozialistische Sportpolitik sowie „invented traditions“, Legenden und Mythen, die immer wieder zu Gegenständen historischer Dekonstruktion werden.
Mit Beiträgen von
E. John B. Allen | Reiner Beck | Andreas Brugger | Thomas Busset | Sebastién Cala | Markus Friedrich | Markwart Herzog | Annette Hofmann | Grégory Quin | Andreas Praher | Karin Rase | Marit Stub Nybelius
https://www.nomos-shop.de/de/p/orte-der-erinnerung-im-skisport-gr-978-3-7560-1002-8
Februar 2025
Dokumente der Unterwerfung. Die Deutsche Turn-Zeitung des Jahres 1933
Von Dr. Lothar Wieser, Mannheim (Wissenschaftlicher Beirat des IfSG)
Auf die Bedeutung der Turn- und Sportpresse als wichtige Quelle der Geschichtsschreibung ist auf unserer Internetseite bereits hingewiesen worden.
Das Jahr 1933 markiert eine Zäsur, nicht nur in der politischen Struktur Deutschlands. Der Totalanspruch des nationalsozialistischen Regimes auf Kontrolle aller Lebensbereiche hatte auch Auswirkungen auf Ideologie und Strukturen der Turn- und Sportbewegung. Über deren Veränderungen wurde in den Publikationsorganen der Verbände regelmäßig berichtet.
Für die Deutsche Turnerschaft (DT) ist die Deutsche Turnzeitung (DTZ) das zentrale Presseorgan. Im folgenden soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern der Prozess der „Machtergreifung“, der doch eigentlich einer der Machtübergabe an das neue Regime war, einen Niederschlag in der DTZ gefunden hat.
Dies soll anhand einiger treffender Veröffentlichungen dokumentiert werden.
Von niemandem aufgefordert oder gedrängt, begrüßt der Vorstand der DT nach der Reichstagswahl im März 1933 „aus vollem Herzen die Welle der nationalen Erhebung“ und stellt sich „mit aller Kraft der nationalen Erhebung des deutschen Volkes und ihres Führers zur Mitarbeit zur Verfügung“. Treibende Kraft hinter diesem Bekenntnis dürfte der 2. Vorsitzende und bekennende Nationalsozialist, Dr. Edmund Neuendorff, gewesen sein. Interessant ist hier der Name des (Noch-)Vorsitzenden Alexander Dominicus, ein ehemaliges prominentes Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und zeitweise preußischer Innenminister. Die hier genannte Welle wird ihn wegspülen. Er wird sich wenig später dem „Führerprinzip“ beugen und „in Ehren zurücktreten“.
Was in Teil zwei klar zum Ausdruck kommt, ist die Distanzierung von „marxistischem“ Gedankengut. Um der Gefahr der „Unterwanderung“ gegenzusteuern, soll der Übertritt ganzer Vereine des zuvor verbotenen Arbeiter-Turn- und Sportkartells verhindert werden, einzelnen Angehörigen marxistischer Sportorganisationen soll die vorherige schriftliche Anerkennung der Satzung der DT abverlangt werden. Diese forderte zwar die parteipolitische Neutralität, eine Bestimmung, die die DT selbst, wie gleich zu lesen sein wird, im Prozess der Unterwerfung unter den Nationalsozialismus bereitwillig aufgibt. Das erste Zeichen dafür: das Auftreten von uniformierten Angehörigen von SA, SS, und Stahlhelm auf Veranstaltungen „selbstverständlich“ zu gestatten.
Der Neue „Führer“ der DT, Edmund Neuendorff, verkündet die Absicht, der Deutsche Turnerschaft in den „nationalen Willen straff einzuspannen“. Hier kommt bereits der im Verlauf des Textes angesprochene „Grundsatz des Führers und der Führung“ zum Ausdruck, nämlich die Abschaffung demokratischer Verfahren im Verband, in den Gauen und den Vereinen. Der Hauptausschuss hat außerdem beschlossen, die ursprünglich nur für die Turnerjugend gedachte Verpflichtung zum „Wehrturnen“ allgemein in das Übungsprogramm aufzunehmen. Hierzu sollen geeignete „Führer“ herangezogen werden. Beschlossen wird auch die Einführung einer „Gleichtracht“. Uniformierung (das Fremdwort soll peinlich vermieden werden) und Wehrturnen bedeuten einen Schritt in die Militarisierung der Turnpraxis und dient mit dem „Dietwesen“ als ideologische Schulung letztlich zur Kriegsvorbereitung.
Für Marxisten und Juden sei in der DT kein Platz, weshalb man den „Arier-Paragraphen“ eingeführt habe, der bestimmt, dass „alle jüdischen Mitglieder aus ihren Reihen auszuscheiden“ seien, „dass es zur Zeit des Deutschen Turnfestes in Stuttgart keine jüdischen Turner mehr unter uns gibt.“
„Mit ungeheurem Jubel ist von der gesamten Deutschen Turnerschaft der Sieg der deutschen Freiheitsbewegung und die Ergreifung der Macht durch Sie, mein Führer, begrüßt worden. Die deutsche Turnerschaft hat sich sofort der nationalen Regierung zur Verfügung gestellt ...“
Die DT, versichert „Führer“ Neuendorff seinem „Führer“, sei „immer ein völkischer Bund deutscher Menschen mit national-politischen Zielen gewesen.“
Historiker Neuendorff wusste genau, dass seine Aussagen nicht der Wahrheit entsprachen, hatte sich die DT doch bis zum Jahr 1933 unter Berufung auf den „Neutralitätsparagraphen“ immer wieder gegen die Vereinnahmung durch die „völkischen“ Turner zur Wehr gesetzt. Eine Annäherung an den antisemitischen (österreichischen) Deutschen Turnerbund kommt erst im Jahr 1933 und unter seiner Mitwirkung zustande. „Schwierigkeiten und Widerstände“, so Neuendorff, hätten ihn veranlasst, die Führerschaft der DT in die Hände des Reichssportkommissars zu legen. Die Voraussetzungen der Einpassung in die „neue Organisation“ sind damit geschaffen. Die DT wird in der Folge ihre Selbständigkeit einbüßen.
Das größte Bekenntnis zum nationalsozialistischen Staat war zweifellos das deutsche Turnfest im Juli 1933 mit seinen Massenvorführungen vor zahlreicher politischer Prominenz, der Rede Hitlers, der „Stimme aus dem Himmel“ und der zahlreichen Ergebenheitsbekundungen und Treueschwüre.
Die Schwüre des Dokumentes sollen das zum Ausdruck bringen, was „in Stuttgart nicht gesprochen, aber von allen gefühlt worden ist.“ Es sind die Schwüre des neuen „Presseführers“, des vom „Pfälzer Turner“ in die Redaktion der DTZ gewechselten glühenden Nationalsozialisten Werner Gärtner aus Landau, der das Sprachrohr der Turner nach eigenem Bekunden „gründlichen Wandlungen“ unterzieht und spätestens mit der Ausgabe Nr. 39, vom 26. 9. die Zeitung zu einem „Sprachrohr und Kampfblatt“ macht (S. 815). Die Zeit erfordere gebieterische Maßnahmen, die unpolitische Zeit der DT sei vorüber, Nr. 39 das erste „politische Heft“ gewesen. Folglich wird man die DTZ ab Oktober als reines Propagandaorgan der NSDAP zu betrachten haben. In der Tat haben sich Titel und Inhalt radikal verändert. Gärtner beansprucht eine Kolumne, „Hierher hören bitte!“, später unter dem Titel „Glossen zur Zeit“, die sich grafisch durch lateinische Schrift absetzen, inhaltlich „unbändig – unerschütterlich – unerbittlich“ nationalsozialistische Propaganda verbreiten. „Was nicht ganz und gar bis in die letzte Lebensäußerung nationalsozialistisch ist, wird ausgelöscht werden aus dem Dritten Reich.“ (Nr. 47, 21. 11., S. 1017).
Das DT-Zeichen im Kopf der Zeitung verschwindet ganz, das christlich konnotierte Turnerkreuz rückt in den Hintergrund und wird vom Hakenkreuz als dem Symbol der völkischen Bewegung teilweise überlagert, als Zeichen „unserer inneren Verbundenheit“ mit dem „Dritten Reich und seiner Sendung in der Welt.“
Machtwechsel und ideologische Anpassungen gehen stets einher mit dem Austausch oder der Vereinnahmung von Symbolen. Namen werden ersetzt, Schilder ausgewechselt, Monumente gestürzt oder neue errichtet.
Farben- und Fahnensymbolik spielen bereits im Dokument vom 28. März eine Rolle. Viele Vereine hatten ihren Ursprung in den Jahren von Vormärz und Revolution von 1848/49 und von daher Fahnen in schwarz-rot-goldener Grundierung. Sie waren auch die Farben der Weimarer Republik, die in Kreisen der DT mehrheitlich auf Ablehnung stieß. „Zur Vermeidung von Mißdeutungen“ wurde den Vereinen deshalb empfohlen „ein Fahnenband in schwarz-weiß-rot an der alten Vereinsfahne zu befestigen, oder eine zweite Fahne in den Reichsfarben daneben zu führen.“ Manchen Vereinen dürfte das insofern keine Probleme bereitet haben, da sie sich zum 50jährigen Jubiläum als Bekenntnis zum Kaiserreich ohnehin eine neue Fahne in der Farbgebung Schwarz-Weiß-Rot zugelegt hatten.
Ein Turnersymbol im weitesten Sinn ist auch „Turnvater Jahn“, der Gründer der Turnbewegung im frühen 19. Jahrhundert. Er wurde nicht nur in Kreisen der DT, sondern auch bei den demokratisch gesinnten Turnern verehrt. Die Herauslösung seiner Aussagen aus dem historischen Kontext, seine Umdeutung und Totalvereinnahmung durch den Nationalsozialismus entfalten ihre Spätwirkungen bis heute. Besonders sein Hauptwerk „Deutsches Volksthum“ wurde und wird ausgeschlachtet, wenn es um den Wehrgedanken oder zu Belegen für Antisemitismus und Fremdenhass geht. Aussagen wie „Jahngeist ist Hitlergeist“ finden sich ebenso wie: „ Mehr denn je wollen wir treue und lebendige Jünger Friedrich Ludwig Jahns sein, damit wir würdige Kämpfer unseres Führers Adolf Hitler werden…“. „Tintenturner“ Werner Gärtners großes Anliegen war es „ganz Deutschland zu erfüllen mit Jahnschem Geist“, wie er bereits kurz nach dem „wunderbare(n) Fest der deutschen Kraft … [und] der deutschen Seele“ in Stuttgart bekundete, „damit das Erbgut Jahns pfleglich und sorglich, wie man es allein verantworten kann, eingebaut werde in das nationalsozialistische Deutschland des Dritten Reiches, im Geiste unseres Führers, unseres Volkskanzlers Adolf Hitler!“ (Nr. 32, 8. 8. 1933, S. 609). Oder, wie es Gau-Oberturnwart des Gaues II Pommern, Robert Praechter aus Stettin, mit ganzseitigem Text fordern durfte: „SA-Geist in die Turnerschaft!“. Grundlage und Ziel dieser Geisteshaltung bedeutete „Stählung der Körperkraft“ im Dienst des Volkes in stetigem Kampf, wie dies der bayerische Kultusminister Schemm in seiner Rede auf dem Nürnberger Reichsparteitag verkündet hatte:
Den Zielsetzungen entsprach die Turnpraxis: Einmal die Beibehaltung aller bislang gepflegten Leibesübungen in Turnen, Spiel und Sport, ergänzt durch militärische Übungen, wie Hindernisturnen, Märsche und Läufe in Uniform, Handgranatenweitwerfen u. ä. Die Teilnahme am Wehrturnen wurde verpflichtend. Manche Vereine rüsteten ihre Kegelbahnen um in Kleinkaliberschießstände, andere bauten und flogen Segelflugzeuge.
Zum Männlichkeitsideal des „SA-Mannes“ gesellte sich das Frauenbild der Nationalsozialisten. Wenn auch der sportliche Wettkampf, wie er sich bis dahin im Frauenturnen (z. B. Handball) entwickelt hatte, beibehalten werden sollte, wurde das anglo-amerikanische „crack-System“ abgelehnt. Die Frau, darf Dora Zippelius-Horn aus Karlsruhe in ihrem Beitrag verkünden, sei die wertvolle Mitarbeiterin im Haushalt der Gemeinde, in der Wohnungsfürsorge, der Armenpflege und in Jugendgerichten, wo weibliches Feingefühl besonders gefordert sei. Die Natur selbst habe den Frauen ihre Aufgabe gegeben, nämlich Mutter zu sein im Dienst des Volkes. Bezeichnenderweise lautete die Überschrift: „Was wir von unseren deutschen Mädchen erwarten“. Frauensport habe in erster Linie der „Anmut, Gewandtheit und Schönheit“ zu dienen, wird aus einem Gespräch mit (nun) Reichssportführer von Tschammer und Osten zitiert, weshalb er einen demnächst geplanten 800-m-Lauf verboten habe. Der Wettkampf sei nur Nebengebiet. Über allem stehe der eigentliche Sinn des Frauendaseins, „Gebärerin der jungen Generation“ zu sein: „Das deutsche Volk braucht mehr denn je tüchtige Frauen und gesunde Mütter“ (DTZ 1933, S. 732).
Es ist nicht die Einstellung der Reichssportführers allein. Turner-Führerin Henni Warninghoff, Hannover, verpfichtete alle Führerinnen der Frauen- und Mädchenabteilungen zur Teilnahme an den für die Monate November und Dezember geplanten Vorträgen zu erbbiologischen und bevölkerungspolitischen Fragen (S. 953). Passend dazu lautet der Vorschlag für ein Turnerinnen-Gelöbnis (K. H., Hannover): „Ich bin arischer Abstammung und bekenne mich zum heroischen, heldischen Geist der Nord-Rasse.“ Die letzte Ausgabe der DTZ des Jahres 1933 war dem Thema Frauen und Mädchen gewidmet, mit Grundaussagen wichtiger Persönlichkeiten des Frauenturnens. Auch der Reichssportführer kommt wieder zu Wort: Grundsätzlich blieben Turnen und Sport der Frau, wie sie in der Turnerschaft und im Deutschen Sportbund betrieben würden, erhalten, auch in den Teilen, wo sie für den weiblichen Organismus „äußerst fordernd“ seien. Allerdings würde „jede Übung, die der Entwicklung der Frau und des jungen Mädchens in ihrer Hauptlebensaufgabe als zukünftige Mütter kommender Geschlechter schadet, unterbunden“ (S. 1155). Carl Loges der Leiter der Hannoverschen Musterturnschule machte sich Gedanken um die Einführung eines Gymnastikabzeichens, seine Anforderungen und Bewertungen, als „symbolische Auszeichnung der Deutschen Turnerschaft für die Arbeit an der Gesundung des deutschen Volkes“ (S. 1168). Henni Warninghoff, die „Führerin der Frauen und Mädchen in der DT“, bekannte sich zur Einführung der Turnpflicht für alle Frauen als „eine logische Folgerung aus den theoretischen Belehrungen über rassenpflegerische Fragen“ (Sperrdruck, S. 1162). Ziel aller weiblichen Leibesübungen sei „Dienst am Volke“.
„Gymnastik und Tanz im nationalsozialistischen Staat“ lautete die Überschrift zu einem Bericht über eine Kundgebung des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ und dem „Reichsverband Deutscher Turn-, Sport- und Gymnastik-Lehrer im NS-Lehrerbund“ im Berliner Herrenhaus. Staatskommissar Hans Hinkel, rief dazu auf, gegen die „kulturellen Erbkrankheiten der vergangenen Jahre“ entschieden Front zu machen, sich marxistischen Auffassungen von „Der Körper gehört Dir!“ entgegenzustellen sowie gegen alle liberalistischen Auswüchse im Sport, wie „Starwesen“ und „Rekordwahnsinn“ vorzugehen.
„...den Parlamentarismus auch in den Vereinen für alle Zeiten erschlagen“
In den drei folgenden Dokumenten kommt noch einmal die Abkehr von der parteipolitischen Neutralität und die klare Hinwendung zur Politik des nationalsozialistischen Staates zum Ausdruck, besonders mit der Empfehlung zur Abstimmung am 12. November.
- Im Text erwähnte Quellenbelege
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DTZ Nr. 13, 28. März 1933, Teil I.
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DTZ Nr. 13, 28. März 1933, Teil II.
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„Osterbotschaft“, DTZ, Nr. 16, 18. April 1933.
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„Osterbotschaft“, DTZ, Nr. 16, 18. April 1933.
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Brief Neuendorffs an Reichskanzler Hitler, in DTZ Nr. 23, 6. Juni 1933.
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Brief Neuendorffs an Reichskanzler Hitler, in DTZ Nr. 23, 6. Juni 1933.
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Dr. Neuendorff gibt Führerschaft ab. DTZ, Nr. 29, 18. Juli 1933.
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Ein Bekenntnis der Deutschen Turnerschaft. DTZ Nr. 33, 15. August 1933.
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Turnerkreuz und Hakenkreuz. DTZ Nr. 36, 5. September 1933.
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Turnerschaft und Nationalsozialismus. DTZ Nr. 40, 3. 10. 1933, S. 834.
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Schemm beim Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg. DTZ Nr. 40, 3. 10. 1933, S. 837.
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„Immer wieder das Führerprinzip“. DTZ Nr. 41, 10. November 1933, S. 865.
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Volksbefragung. DTZ, Nr. 45, 7. November 1933.
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„Das deutsche Volk ist nicht kriegslüstern“. DTZ, Nr. 45, 7. November 1933.
Quellennachweis: https://emedien.dshs-koeln.de/worldwide/zeitschriften/Deutsche-Turnzeitung
Januar 2025
Buchpräsentation „Der VfB und der Nationalsozialismus“ von Gregor Hofmann
Der VfB Stuttgart arbeitet seine Vergangenheit auf.
Am Montag, 27. Januar 2025, fand in Stuttgart in den Räumen der MHP Arena die Buchpräsentation von Gregor Hofmanns „Der VfB Stuttgart und der Nationalsozialismus“ statt. Erschienen war das Buch bereits 2018. Nun hat der Autor sein Manuskript überarbeitet und neue Forschungsergebnisse einfließen lassen. Herausgegeben wurde die zweite Auflage in der Wissenschaftlichen Schriftenreihe des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. von Michael Krüger.

Mit einer Feierstunde am Vormittag an der Gedenkstele vor dem Clubzentrum des VfB Stuttgart erinnerten Vertreter des Vereins, der Stadt Stuttgart, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Stuttgart, der Stolperstein-Initiative Stuttgart und der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber an den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und gedachten der Opfer des Nationalsozialismus.
Die Abendveranstaltung, die zunächst dem Historiker Gregor Hofmann die Gelegenheit bot, einem interessierten Publikum seine neuen Erkenntnisse, nämlich bisher unbekannte Biografien jüdischer Vereinsmitglieder nahezubringen, wurde noch durch eine Talkrunde ergänzt, die von Bernd Sautter moderiert wurde. Die Teilnehmer dieser Runde, Gregor Hofmann, Prof. Michael Krüger (Sporthistoriker und Herausgeber), Mihail Rubinstein (Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Stuttgart) und Alon Bindes (Jüdische Studierendenunion Württemberg) beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig – so der Tenor –, nicht nur Lippenbekenntnisse abzulegen, sondern den Dialog zu suchen, Verantwortung zu übernehmen und sich für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu engagieren, sodass die Worte „Nie Wieder!“ auch „Nie Wieder!“ bedeuten.
Das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. bekam dankenswerterweise die Möglichkeit, an einem Büchertisch den neuen Tagungsband zum Symposium 2023 im Kloster Maulbronn „Den Sport organisieren“ und weitere Schriften zu präsentieren.
Vorankündigung: Archivarbeit im Turn- und Sportverein – Traditionen analog und digital bewahren
Das kennt sicher jeder: das Jubiläum oder eine größere Ehrung steht an. Es werden Unterlagen, Bilder, Eindrücke und Ideen gesucht – doch wo fündig werden? Wäre es nicht gut, ein geordnetes Archiv zu haben, wo Informationen, Bilder, Daten und vieles mehr schnell gesucht und zügig gefunden werden können? Auch wenn die Digitalisierung neue Möglichkeiten der Speicherung schafft: ein analoges Archiv ist auch im Turn- und Sportverein vorteilhaft.
Das Seminar erläutert den Aufbau und die Vorteile eines eigenen Vereinsarchivs. Es wird gezeigt, wie das Archiv für eine Festschrift oder eine Jubiläumsausstellung genutzt werden kann. Hierzu gehört auch ein Überblick über Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen Archivierung.
Referent: Markus Friedrich (Leiter des Sportarchivs im Landesarchiv Baden-Württemberg/Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V.).
Gemeinsam mit dem Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. berät das Sportarchiv Vereine und Verbände des Sports bei Fragen rund um die Themen Jubiläum und Geschichte.
- Ort: Sportkreis Ravensburg (Weingarten)
- Termin: Donnerstag, 27. März 2025, 19:00-21:00 Uhr
- Teilnahmegebühr: kostenlos
- Anmeldeschluss: 20. März 2025
Zur Online-Anmeldung geht es hier.
Neuerscheinung: Tagungsband des 11. DAGS-Symposiums, Kloster Maulbronn 12./13. Oktober 2023

Bereits im 18. Jahrhundert entstanden in Deutschland die ersten Vereine. Waren es zunächst Zusammenschlüsse, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlten, wie die Lesegesellschaften, so folgten mit Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst die Turn- und später die Sportvereine. Die ideelle Grundlage dieser Vereinigungen war das „Recht der Assoziation“. Bis heute bilden die Sportvereine und -verbände die Grundlage für vielfältiges gesellschaftliches Engagement. Die Tagung hat dieses Phänomen aus historischer, soziologischer und rechtlicher Perspektive betrachtet. Dabei stand nicht nur der Südwesten im Fokus, vielmehr richtete sich der Blick auf Deutschland insgesamt. Auch sollte die Situation des organisierten Sports bis in die Gegenwart hinein thematisiert werden.
Tagungsdokumentation: Den Sport organisieren. Zur Geschichte und Zukunft der Sportvereine und -verbände in Deutschland. Vorträge des gleichnamigen Jubiläums-Symposiums am 12. und 13. Oktober 2023 im Kloster Maulbronn. Hrsg. von Martin Ehlers, Markus Friedrich, Helga Holz, Michael Krüger und Lothar Wieser.
28,00€ (312 S., zahlreiche Farb-Abbildungen)
ISBN 978-3-96423-129-1
https://www.arete-verlag.de/produkt/den-sport-organisieren/
Dezember/Januar
Zum Jahreswechsel 2024/25

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Besucherinnen und Besucher,
Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start ins Jahr 2025!
Bitte beachten Sie: die IfSG-Geschäftsstelle ist vom 23. Dezember 2024 bis einschließlich 7. Januar 2025 geschlossen.